„Och, ist der niedlich. Sooooo süß!“ Friedhelm blickte an
sich herunter, errötete, legte reflexartig die Hände über den Schritt und
bemerkte in seinem verschämten Glühen etwas verspätet, dass die Dame über seinen
Dackel in Entzückung geraten war. Jetzt war es ihm doppelt peinlich und mit
einem nuscheligen „Guten Morgen“ zerrte er Willi hinter sich her, schlug sich hastig
in den nächsten Feldweg nach links und stapfte durch Matsch und hohe, nasse
Gräser. Zum Glück fing es wieder an zu schütten, so dass sich seine nun
unkontrolliert fließenden Tränen mit dem Regen vermischten und er nicht auch
noch Taschentuch suchend anhalten musste. Wund, ganz wund, fühlte er sich
innerlich und schluchzend entschied er, dass es so nicht weiter gehen könne mit
ihm und ihm. Der Begriff „Schwanz gesteuert“ schoss ihm durch den Kopf, ließ ihn
keuchend kichernd in die Knie gehen. Willi machte brav „sitz“ und hechelte
einem Leckerli entgegen. „Du blöder Hund!“, murmelte Friedhelm. Es war beiden
nicht so klar, wenn er denn damit nun meinte....
Immer noch eines der großen Tabu Themen in unserer Gesellschaft:
Erektile Dysfunktion, umgangssprachlich als „Impotenz“ benannt. Darüber spricht
man(n) nicht. Der Leidensdruck ist hoch, ebenso die Dunkelziffer der still Betroffenen.
Ein Dschungel von Vorurteilen, Halbwissen, Abwehr, Scham in dem man(n) sich
ohne großen Aufwand schnell verlaufen kann. Das eigene Bild von Männlichkeit,
eh kein so einfach zu malendes in diesen Zeiten, zerbröselt nun völlig. Zorn
und Scham, ein lähmendes Gebräu. Reden würde helfen. Doch mit wem? Anscheinend ist
das kein Thema für Stammtische oder Kumpeltreffen. Mit der Frau? Mit der Geliebten?
Da ist es meistens eh schon Thema. Problemthema, mit gefühltem Erwartungsdruck.
Sprüche von verständnisvollen Freundinnen wie: „Mann, so wichtig ist dein Schwanz
auch net!“ gehen voll ins Leere und fördern den Schmerz des Nichtverstandenwerdens
und das Schweigen. Männergruppen gibt es nu auch net wie Sand am Meer und
überhaupt, nachher geht noch das Gerücht um, man(n) sei komisch drauf.
Sexualtherapeuten sind eine gute Möglichkeit, wenn sie
entsprechend ausgebildet sind und die Chemie stimmt. Allerdings ist das keine Sache
von zwei, drei Sitzungen, da es ans Eingemachte geht und ne Menge alte Muster
und Selbstbilder gesichtet, neu angeordnet oder gar verabschiedet werden
müssen. Aber, es wäre der erste Schritt auf vielen neuen Wegen. Hoffen wir mal,
dass Friedhelm mich anrufen wird. Die Leckerlis für Willi liegen schon bereit.
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