Auf ein traumatisches Ereignis reagiert jeder Mensch auf
seine eigene Art und Weise. Wichtig ist zu verstehen, dass jede Reaktion darauf
eine richtige Reaktion ist, denn Körper, Geist und Seele versuchen, mit aller Kraft,
mit einem Erlebnis fertig zu werden, es zu verarbeiten und einzuordnen, für das
sie kein Denk-, Handlungs-, und Gefühlsmuster zur Verfügung haben. Das ist
Schwerstarbeit und nur in ganz wenigen Fällen gelingt dies auf Anhieb und ohne
Hilfestellung von außen.
Wenn es nicht gelingt, dann kann das traumatisierende
Ereignis nicht einfach in die Erinnerungsschublade verschoben werden, sondern
liegt unbearbeitet und unsortiert weiter in einem Zwischenreich zwischen Unterbewusstsein
und Bewusstsein herum. Es entzieht sich jeglicher Kontrolle. Doch es gibt dort auch
keine Ruhe. Es macht sich bemerkbar, es drängt und zwickt und schreit nach
Aufmerksamkeit. Ausdruck davon sind psychische und somatische Krankheitsbilder,
sogenannte Posttraumatische Belastungsstörungen.
Erinnerungen können von dir bewusst abgerufen werden
oder, wenn sie sich autonom ins Bewusstsein drängen, aktiv abgestellt, verschoben,
synchronisiert bzw. spielerisch heller, dunkler, bunter, lauter, leiser,
angepasst werden.
Drängen sich traumatische Erlebnisse in den Vordergrund,
zum Beispiel hervorgelockt durch einen Trigger (der an jeden unserer Sinne
angedockt sein kann), dann unterliegen die Flut, der Ablauf und die Anordnung der
Szenen nicht mehr deiner Kontrolle. Man
nennt das Flashback, das meint, du fällst von jetzt auf gleich in die
traumatisierende Szene zurück (quasi wie hinein beamen) und wirst von den dort
angesiedelten Gefühlen, Bildern, Tönen, Gerüchen überschwemmt. Du stehst nicht
einfach mitten drin, sondern bist ein Teil davon, völlig hilflos den
damaligen Gefühlen von Todesangst, Hilflosigkeit, Erniedrigung, Panik, Ohnmacht,
etc. ausgeliefert. Es gibt scheinbar keine Möglichkeit diese Flut aktiv abzustellen
oder mit deinem heutigen Bewusstsein und Wissen die Regie zu übernehmen. Das
Gefühl des absoluten Kontrollverlustes zieht bei dir ein.
Ich werde oft gefragt, ob man das „heilen“ kann. Ehrliche
Antwort? Nein, es gibt keine Heilung in dem Sinne, dass das traumatische
Ereignis ungeschehen gemacht werden könnte bzw. dass du mit deiner Achtsamkeit dir
gegenüber nachlässiger werden könntest. Aber ist gibt eine Menge Möglichkeiten
die Kontrolle über die psychischen und somatischen Symptome zurück zu gewinnen
und dem traumatisierenden Ereignis den Status einer Erinnerung zu geben.
Mögliche Schritte einer Traumatherapie (Beispiele):
-
Trauma und Posttraumatische Belastungsstörungen verstehen
lernen
-
Stabilisierung und sichere innere und äußere Räume
schaffen
-
Trigger erkennen und rechtzeitig reagieren
lernen
-
Skills erlernen um Flashbacks zu verhindern oder
abzuschwächen
-
Das traumatische Ereignis in winzige Einzelteile
zerlegen und mit Hilfe einer kompetenten Begleitung, unter dem Aspekt der
Vielfalt der inneren Anteile (offene Bühne), durcharbeiten
-
Medizinische Beratung und Behandlung der
somatischen Symptome
All das natürlich unter Berücksichtigung der jeweils ganz
und gar individuellen Bedingungen von dir. Was für diesen oder jenen aus der
Werkzeugkiste der Trauma Arbeit gut passt, kann für dich ganz und gar
ungeeignet sein. Oder umgekehrt.
Das ist alles kein Spaziergang, ich weiß, sondern ein
langer und mühseliger Weg. Lass dich dadurch nicht entmutigen! Der erste
Schritt ist der wichtigste: Hol dir Hilfe und Begleitung. Danach wird es zwar mühsam,
aber deutlich besser. Versprochen.
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