Arbeits- und Diskussionsblog



„Jeder Mensch hat das Recht zwischen einer Vielfalt von gleichwertigen Lebens- und Beziehungsmodellen frei und eigenverantwortlich für sich wählen zu können.
Aus dieser Wahl dürfen weder ihm noch einem anderen Menschen gravierende psychische, soziale, gesellschaftliche, wirtschaftliche oder sonstige Vor- oder Nachteile entstehen."




Kindliche Verhaltensmuster auflösen

Ein Beziehungspartner verlässt einen nicht. Er/sie geht einfach nur. Natürlich schmerzt es, wenn jemand geht, aber Verlassenheit ist mehr als ein Abschied. Das Gefühlsmuster des Verlassenwordenseins setzt voraus, dass man von demjenigen, der geht, so abhängig ist, wie man es nur als kleines Kind war. Verlassensängste haben ihre Wurzeln nicht in der aktuellen Beziehungssituation, sondern in der frühen Kindheit.

Und egal, was alles so auf dem aktuellen Psychomarkt an schnellgreifenden Formaten angeboten wird: Wenn der Leidensdruck im Hier und Jetzt durch Wiederholung von Muster aus der Kindheit zu groß ist, dann geht kein Weg daran vorbei, sich als Erwachsener noch einmal in die Situation des Kindes zu begeben und mit kindlichen Augen dieses Muster anzusehen und dem Schmerz und der Trauer Raum, Ausdrucksformen und Aufmerksamkeit zu schenken.

Ansonsten passieren so widersprüchlich schmerzende Dinge wie: Der Erwachsene begibt sich unbewußt, aber zielsicher, immer wieder in die gleichen unerträglichen Beziehungssituationen wie sie in der Kindheit vorherrschten. Triebfeder ist der kindliche Wunsch, diese diesmal (zum Beispiel durch Wohlverhalten) auflösen zu können.

Was in der Kindheit begann, bestimmt hier die Handlungsmuster des Erwachsenen: Der Erwachsene führt den Kampf des Kindes um Fürsorge, Liebe, Aufmerksamkeit, etc. mit dessen kindlichen Mitteln fort.
Was fehlt: Die verdrängten und abgewehrten Gefühlen der Kindheit endlich zuzulassen und ihnen zu erlauben "gelebt" zu werden. Ihnen Raum, Ausdruck, Sprache zu geben. Dies ist jetzt möglich, denn der Erwachsene hat die Kraft und die Mittel dazu, dies alles auszuhalten und auch zu händeln. Bewußt und gewollt in den Schmerz des Kindes hineingehen und bewußt und gewollt wieder in das sich jetzt bewußte Erwachsenen -Ich zurückkehren.

Dies braucht Zeit und oft eine achtsame und wohlwollend distanzierte Begleitung.

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