Arbeits- und Diskussionsblog



„Jeder Mensch hat das Recht zwischen einer Vielfalt von gleichwertigen Lebens- und Beziehungsmodellen frei und eigenverantwortlich für sich wählen zu können.
Aus dieser Wahl dürfen weder ihm noch einem anderen Menschen gravierende psychische, soziale, gesellschaftliche, wirtschaftliche oder sonstige Vor- oder Nachteile entstehen."




„Ja, ich bin ein Arsch. Bin einfach so gegangen. Hab nicht mal ein paar Zeilen der Erklärung irgendwo hinterlegt. Hab Fäden durchschnitten, Zukunftspläne zerstört, Unvollendetes in den Raum gestellt und ne Menge Dreck herum liegen lassen. Du hast also allen Grund mit mir sauer und auf mich wütend zu sein. Trotzdem hätte es mich gefreut, wenn du auch nach meinem freiwilligen – jesses, was ist daran schon jemals ein freier Wille gewesen? – Tod etwas loyaler zu mir gestanden hättest. Wenigstens für ein paar Augenblicke. Was hast du dir bloß dabei gedacht, meine Beerdigung meinen Eltern zu überlassen. Ich könnt kotzen. Du weißt doch, dass ich schon seit Jahrzehnten nix mehr mit denen zu tun hatte. Die haben mich damals, als junger Mensch, mit ihrer Bigotterie, ihrem aufgesetzten Kirchengängertum, ihrer Verlogenheit und ihrer unterschwelligen Aggression und Gewalt aus dem Hause getrieben. Und jetzt lässt du es zu, dass sie mich im Namen ihres verdammten Gottes beerdigen, sich für die Anwesenden schniefend jammernd einem Verlust hingeben, den sie schon vor Jahrzehnten selbst initiiert hatten  und nimmst an dieser Farce auch noch heulend teil? Welch ein Vertrauensbruch. Ne, da braucht es keinen Abschiedsbrief, keine größeren Erklärungen mehr und keine Absolution für die Hinterbliebenen oder für dich. Du nimmst mich nicht einmal jetzt wahr. Verrätst mich an die Konventionen, die ich immer abgelehnt und bekämpft habe. Ich habe mich nie verraten wollen, darum bin ich gegangen und ein Tschüss, das wirst du von mir nicht bekommen. Keine Absolution, keine Erleichterung, jetzt erst recht nicht mehr“
Vorsorge treffen für den eigenen Tod. Sich damit beschäftigen, was werden soll mit all den Hinterlassenschaften, den materiellen und immateriellen. Gibt es einen Ort der letzten Ruhe, ein Ritual des Verabschiedens, die Dir wichtig wären? IIIhhh, die Endlichkeit des eigenen Dasein durch konkrete Überlegungen und vorausschauendem Handeln zur Kenntnis nehmen. Ein heikles Thema und ein Wichtiges. Auch dies hat etwas mit Eigenverantwortung zu tun und lässt sich nicht so einfach delegieren.
Für die Gebliebenen: Ja, in meiner Welt hört Loyalität und Freundschaft nicht mit dem Tode auf. Manchmal braucht es dafür konkret Eier in der Hose und ne klare Haltung. Manchmal braucht man dafür ein bissl Unterstützung. Das ist in Ordnung.
Für die Suchenden: Umgehen mit dem Tod eine geliebten Menschen oder mit dem zukünftig eigenen– auch dafür gibt es kompetente Beratung. Ich begleite. Gerne.

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