„Ja, ich bin ein Arsch. Bin einfach so gegangen. Hab nicht
mal ein paar Zeilen der Erklärung irgendwo hinterlegt. Hab Fäden durchschnitten,
Zukunftspläne zerstört, Unvollendetes in den Raum gestellt und ne Menge Dreck herum
liegen lassen. Du hast also allen Grund mit mir sauer und auf mich wütend zu
sein. Trotzdem hätte es mich gefreut, wenn du auch nach meinem freiwilligen –
jesses, was ist daran schon jemals ein freier Wille gewesen? – Tod etwas
loyaler zu mir gestanden hättest. Wenigstens für ein paar Augenblicke. Was hast
du dir bloß dabei gedacht, meine Beerdigung meinen Eltern zu überlassen. Ich
könnt kotzen. Du weißt doch, dass ich schon seit Jahrzehnten nix mehr mit denen
zu tun hatte. Die haben mich damals, als junger Mensch, mit ihrer Bigotterie,
ihrem aufgesetzten Kirchengängertum, ihrer Verlogenheit und ihrer unterschwelligen
Aggression und Gewalt aus dem Hause getrieben. Und jetzt lässt du es zu, dass
sie mich im Namen ihres verdammten Gottes beerdigen, sich für die Anwesenden
schniefend jammernd einem Verlust hingeben, den sie schon vor Jahrzehnten
selbst initiiert hatten und nimmst an
dieser Farce auch noch heulend teil? Welch ein Vertrauensbruch. Ne, da braucht
es keinen Abschiedsbrief, keine größeren Erklärungen mehr und keine Absolution
für die Hinterbliebenen oder für dich. Du nimmst mich nicht einmal jetzt wahr. Verrätst
mich an die Konventionen, die ich immer abgelehnt und bekämpft habe. Ich habe
mich nie verraten wollen, darum bin ich gegangen und ein Tschüss, das wirst du von
mir nicht bekommen. Keine Absolution, keine Erleichterung, jetzt erst recht nicht mehr“
Vorsorge treffen für den eigenen Tod. Sich damit
beschäftigen, was werden soll mit all den Hinterlassenschaften, den materiellen
und immateriellen. Gibt es einen Ort der letzten Ruhe, ein Ritual des Verabschiedens,
die Dir wichtig wären? IIIhhh, die Endlichkeit des eigenen Dasein durch
konkrete Überlegungen und vorausschauendem Handeln zur Kenntnis nehmen. Ein heikles
Thema und ein Wichtiges. Auch dies hat etwas mit Eigenverantwortung zu tun und
lässt sich nicht so einfach delegieren.
Für die Gebliebenen: Ja, in meiner Welt hört Loyalität und
Freundschaft nicht mit dem Tode auf. Manchmal braucht es dafür konkret Eier in
der Hose und ne klare Haltung. Manchmal braucht man dafür ein bissl
Unterstützung. Das ist in Ordnung.
Für die Suchenden: Umgehen mit dem Tod eine geliebten
Menschen oder mit dem zukünftig eigenen– auch dafür gibt es kompetente Beratung.
Ich begleite. Gerne.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen