Emotionaler Missbrauch durch die Eltern gräbt sich tief in
die eigene Seele ein und lässt sich nur schwer entwirren. Manche Menschen
tragen diese Bürde ihr ganzes Leben lang mit sich herum, wiederholen die
selbstverletzenden Muster in eigenen Partnerschaften und geben diese in vielen
Fällen an ihre eigenen Kinder weiter.
Emotionaler Missbrauch hat oft ein scheinbar fürsorgliches,
liebevolles Gesicht. Versteckt sich hinter einem „Ich tue doch alles für dich.“
und „Ich will doch nur dein Bestes!“. Und doch steckt dahinter immer auch die
unausgesprochene Botschaft: „Sei dankbar!“, „Sei brav!“ und „Sei so, wie ich es
will und brauche!“. Ansonsten droht Liebesentzug oder gar Bestrafung.
Kinder verwickeln sich, weil sie es nicht anders können und
gelernt haben, oft in Schuld und Scham. Sie reagieren mit vorauseilendem
Gehorsam, doch in ihnen gärt ein nebliges Wissen um die ihnen zugefügten
Ungerechtigkeiten. Es zerreißt sie innerlich und schreddert jeden kleinsten
Funken von Selbstgewissheit.
Die eigenen Bauchgefühle werden zum inneren Feind.
Bindungsunfähigkeit, Nähe – Distanz Problematiken, Abhängigkeitsverhältnisse,
mangelndes Selbstbewusstsein, selbstverletzendes Verhalten sind nur einige der
möglichen Folgen.
Die natürliche Reaktion auf emotionalen Missbrauch wäre der
Zorn. Doch der ist verboten: Durch die Eltern, das soziale Umfeld und später
durch sich selbst. Es bleiben die Angst, die Scham und das Schuldgefühl und
weben ein festes Netz um jedes mögliche „Nein“, um jeden Gedanken an
Unabhängigkeit, um jeden Schritt in das eigene, selbstbestimmte Leben.
Wir können die Vergangenheit nicht ändern. Aber wir können
gemeinsam die alten Muster aufspüren und als Erwachsene dem Schmerz, der
Traurigkeit und dem Zorn des Kindes einen sicheren Raum und eine Stimme geben
und neue, erwachsene, Verhaltensmuster erarbeiten.
Das ist kein Spaziergang. Jeder Schritt kann wehtun. Es
braucht seine Zeit. Hilfreich ist eine kompetente Begleitung auf diesem Weg.
Das ist mein Job.
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