Paare kommen zu mir, die sich im Alltag in- und
umeinander verwurschtelt und die sich schweigend sprechend in gegenseitigen
Verletzungen fest gefahren haben. Da geht es dann um ein hin- und her Geschiebe
von Schuld und Sühne, von „Du hast aber...“ und „Aber vorher hast du...“
Zuweisungen. Beide reagieren nur noch, keiner agiert mehr. Sie können nicht
voneinander lassen und sie leiden doch aneinander und an sich selbst. Eine
blöde, schmerzhafte Kreiselei um alltägliche Nichtigkeiten. Da hilft in der
Regel nur ein lautes „Stopp!“.
Innehalten. Zurück treten. Luft holen. Zu sich selbst finden.
Hilfreiche Fragestellungen für den ehrlichen inneren
Dialog könnten u.a. sein:
- Was hat
mich einmal so begeistert an meinem Partner/meiner Partnerin?
- Begehre ich
noch? Wenn ja, wen und was denn genau? Wenn nein, wie müsste ich mein! Leben gestalten,
damit ich wieder begehren könnte?
- Liebe ich
mein Gegenüber? Wenn ja, wie fülle ich das Wort „Liebe“ ganz konkret? Was genau
macht mein Gegenüber für mich jetzt, in diesem Augenblick, liebenswert?
- Wie stelle
ich mir meine Zukunft vor? Was bin ich bereit, dafür zu tun? Wo sind meine
Grenzen?
- Meine
Träume, meine Sehnsüchte? Gibt es sie noch? Wie sehen sie konkret aus?
- Was sind
die wirklichen Gründe für mein Verbleiben in dieser Partnerschaft?
- Was wäre
anders für mich, wenn ich/er/sie die Beziehung jetzt beenden würde?
- Wovor habe
ich Angst?
- Was
möchte/kann ich wie von meinen Gedanken kommunizieren?
Viele Paare wehren sich am Anfang gegen diesen Zugang.
Jede/Jeder möchte sich auskotzen, ihren/seinen Frust, ihre/seine Empörung über
und ihre/seine Verletzungen durch den anderen loswerden. Beide gieren nach
rechtfertigender Unterstützung für die eigene Position.
Das ist absolut verständlich!
Aber überhaupt nicht hilfreich.
Es geht nicht um gewinnen oder verlieren! Es geht nicht
um Recht oder Unrecht haben!
Der einzige Weg ist, sich endlich wieder selbst,
unabhängig von dem anderen, wahrzunehmen. Erst wenn ich mich selbst wieder
wahrnehme, mit all dem Für und Wider, mit all dem, was ich in diesem Augenblick
bin; erst wenn ich mich so annehmen und
selbst lieben kann, erst dann bin ich in der Lage auch mein Gegenüber wieder
als eigenständige, einzigartige und vielleicht liebenswerte Person wahrzunehmen.
Dann kann ich zuhören, ohne gleich in Abwehrhaltung zu
gehen. Dann kann ich mich selbst mitteilen, ohne zu verletzen.
Das ist natürlich eine Garantie für gar nix. Aber es ist
die einzige Chance dafür, dass sich überhaupt irgendwas etwas in Bewegung
setzen und die Kreiselei beendet werden könnte.
Eine Paartherapie kann dabei hilfreich sein.
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