Arbeits- und Diskussionsblog



„Jeder Mensch hat das Recht zwischen einer Vielfalt von gleichwertigen Lebens- und Beziehungsmodellen frei und eigenverantwortlich für sich wählen zu können.
Aus dieser Wahl dürfen weder ihm noch einem anderen Menschen gravierende psychische, soziale, gesellschaftliche, wirtschaftliche oder sonstige Vor- oder Nachteile entstehen."




Lehrbuch

 

„Frau Müller, warum gibt es eigentlich kein Lehrbuch von Ihnen? Zum Beispiel einen Ratgeber für Erziehungsfragen und Beziehungen?"
 
„Weil, und ich wiederhole mich gerne, Partnerschaften, Beziehungen, das Leben mit Kindern etwas derart Individuelles sind, so vielfältig und gebunden an den einzelnen Menschen bzw. die jeweiligen Partner in der ihnen ganz eigenen Art und Weise, so dass ein verallgemeinerter Ratgeber schlichtweg eine Verarschung darstellen würde.“
 
„Es gibt da aber doch anscheinend einen riesigen Markt dafür. Die Nachfrage ist hoch und Ratgeber zu diesen Themen, die ja auch die Ihren sind, füllen ganze Buchhandlungsabteilungen."
 
„Eben, sagte ich doch. Ich will mich an dieser Art der gleichmachenden Beratschlagung nicht beteiligen. Oberflächliche, verallgemeinernde Antworten zu ebensolchen ausweichenden, ablenkenden Fragen. Da arbeite ich doch lieber mit einem realen Gegenüber und nehme mir gemeinsam die Zeit und den Raum, das ganz Spezielle und Einzigartige heraus zu arbeiten und zu klären."
 
„Sie schreiben und veröffentlichen aber Bücher?"
 
„Ja, ich schreibe auch Bücher. Allerdings geht es in meinen Büchern und Texten niemals um Verallgemeinerungen, sondern ich erzähle und berichte von mir, von meinen sehr persönlichen Erfahrungen, meinen Widersprüchen, meinen Gedanken, meinen Wegen. Ich teile mich, auch mit. Aber ich verteile keine Ratschläge und ich habe kein Sendungsbewusstsein."
 
„Also bieten Ihre Bücher den Leserinnen und Lesern keine Hilfsangebote an?"
 
„Hilfe? Das wäre aber sehr anmaßend. Die Leser meiner Texte haben mich ja nicht um Hilfe gebeten. Und ich bin auch nicht als barmherzige Schwester unterwegs. Ich schreibe, weil ich etwas zu sagen habe. Vor allem mir selbst. Wenn meine Erfahrungen, meine Nachdenklichkeiten, meine Verstrickungen und mein Ringen um dies und das und jenes in einigen Menschen das Gefühl wecken "Ich bin nicht alleine. Ich bin nicht verrückt. Es gibt Worte für mein Sein und ich kann und darf darüber sprechen." dann wäre dies schön, aber das ist nicht der Motor meiner Schreiberei.“
 
„Warum schreiben Sie dann, Frau Müller?"
 
„Weil dies meine Art ist mich mit Welt auseinanderzusetzen. An anderer Stelle sagte ich mal: Schreiben ist für mich die Klammer, die Widersprüchliches zusammenführt, mit der ich mir Welt aneigne, Informationen in Wissen wandle, Fantasien und Gedanken be"greifbarer" mache und andere damit beglücke. Schreibende Kommunikation empfinde ich als Herausforderung, als Basis, Ausgangspunkt: Worte wahr werden lassen und aus den virtuellen/sprachlichen Bereichen in andere Realitäten herüberholen - Wörter transformieren in Bilder, Farben, Töne, Gesten, Gerüche, Mimik, Berührungen, Bewegungen ... und umgekehrt. Leben mit allen Sinnen - sinnliches Erleben anderen Menschen zugänglich machen.“

"Lieber ein bekanntes Elend
als ein unbekanntes Glück."

Alfred Adler über Neurotiker

Ist das ein kotzelendiger Satz. Und doch, und doch denke ich, dass es manchmal für manche Menschen in manchen Situationen wohliger ist im vertrauten Leid zu verweilen, als sich dem neuen Unbekannten mutig und neugierig hinzugeben.
Es fühlt sich, trotz allem Schmerz und aller Traurigkeit, so verführerisch schrecklich heimelig in den alten, quälenden, jedoch bekannten, Mustern an.

Dies ist ein gefährlicher Gemütszustand. Gefährlicher als alles Gefährliche was mir sonst im Leben und in der Welt jemals begegnet ist. Es ist der Tod. Aber nicht jener, der zum Leben gehört und mit ihm eine Einheit bildet. Oh nein, es ist der Tod, der abseits vom Leben unlebendig dahin vegetiert. Der Tod hinter dem Spiegel. Der Tod, der nicht atmet, nicht erhöht, nicht rundet und dem Leben Sinn und Transformation verweigert. Kein Teil des Kreises, sondern außerhalb desselben.

Widerlich, widerlich, widerlich – also huschhusch, wenn du drin feststeckst, mach dich auf die Socken und mit dem Neuen bekannt.

Pah! Was ein dämlicher Ratschlag. Die Decke einfach wegwerfen, sich in völlig unbekanntes Gebiet begeben? Etwas tun, für das man keine Handlungshinweise in sich hat? Keine Kontrolle über das Ergebnis, so völlig ins Blaue hinein? Aber, aber es könnte doch dies und das oder jenes Schreckliche passieren! Oh ja, das könnte es! Es könnte aber auch ganz anders sein, oder? Na also. Und wenn es schrecklich sein wird – darin kennst du dich ja aus. Und wenn es wunderbar und toll wird? Dann, ja dann legt sich ein anderes, lebendigeres Muster an und neue Türen öffnen sich. Ein Versuch ist es allemal wert, denn verlieren kannst du dabei nicht. Elendiger als jetzt kann es nicht werden, also, probiere es einfach aus. Dann los!

Und ja, es ist völlig okay sich dazu eine kompetente Begleitung zu suchen!

Sich selbst zu lieben


Es liegen Welten zwischen der Liebe um Deiner selbst willen und der Anerkennung für Deine Leistungen. Verwechsle das nicht!

Geliebt wirst Du nur dort, wo Du eben nicht etwas haben oder tun oder bringen musst für diese Liebe. Da liegt Deine eigentliche Sehnsucht, und daraus nährt sich dieser verzerrende Hunger, der nicht gesättigt wurde als Du noch ganz klein warst und den Du heute viel zu oft stillen willst mit den falschen Dingen, weil Du nie lernen durftest, dass der Konsum von Drogen, Essen, Sex, Alkohol, unnützen Dingen und Ähnlichem diesen Hunger nicht sättigen, sondern nur die Leere in und die Entfremdung von Dir weiter vergrößern wird.

Was hilft? Liebe Dich so, wie Du bist. Mit all Deinen lichten und dunklen Seiten. Mit all Deinen Widersprüchen, Deinem Schmerz, Deinen Zweifeln, Deinem Wissen um Dich. Mit all dem, was Du kannst und bist. Mit all dem, was Du getan und nicht getan hast.

Höre nicht auf die, die Dir zusäuseln, dass sie Dich lieben, weil Du so wunderbar ihre Wünsche und Bedürfnisse befriedigst. Denen ging und geht es nur um sich und niemals um Dich.

Halt inne, trete einen Schritt zurück. Gib der Stille Raum und dann höre Dir endlich selbst zu. Wer spricht da? Wer weint und lacht da? Wer sehnt, wer zweifelt, wer genießt, wer tanzt und singt da? Wer verbietet, wer erlaubt? Wer lebt da noch? Trotz allem oder gerade deswegen.

So viel Leid, Schmerz, Verletzung und Enttäuschungen. Heilen, im Sinne von Selbstfürsorge und neumutiger Lebensfreude, kannst nur Du Dich selbst. Manchmal kann ich helfen, manchmal nicht. Begleiten, für eine Weile, immer und gerne.

Alles nur Blablablubb? Hehre Buchstabenreihungen und wirres Gekröse einer alternden Frau Müller? Vielleicht. Meine Erfahrungen lehrten mich jedoch, dass kein Weg daran vorbei führt, zu lernen, sich selbst zu lieben. Ohne diesen Schritt bleibt alles Weitere nur Makulatur und Lebenswunden eitern lustig weiter vor sich hin und gebären immer wieder neuen Schmerz.