Immer wieder höre ich, dass diese oder jene Form von Sexualität, diese oder jene Form von Beziehungsmodell besser oder schlechter sei als die anderen. Das halte ich aus folgenden Überlegungen für Quatsch:
Es gibt Menschen, die gehen reflektiert und locker mit ihrer Sexualität um. Sie können ihre Wünsche und Bedürfnisse kommunizieren, projezieren keine Altlasten in ihre Beziehungsgefüge, sind humorvoll und wohlwollend sich selbst und anderen gegenüber. Sind konfliktfähig und verstehen Kompromisse nicht als verlorene Schlachten. Freuen sich lustvoll über dies und das und jenes, sind experimentierfreudig, allen Neuen gegenüber neugierig aufgerschlossen und stehen unter keinem Zeitdruck.
Und dann gibt es Menschen, die verkrampft über ihre Sexualität nicht reden können, die nicht wissen, was sie wollen und was ihnen gut tut, die nach Projektionen sehnsüchteln und sich im Anderen selbst nicht ausstehen können. Die nur am kämpfen sind und alles auf sich beziehen, die jedwede Nähe als Bedrohung empfinden und doch verquert hin- und herrennend sich in klebender Nähe verheddern. Die jedes Neue verschreckt und Altes unbefriedigt hastend leidvoll von Beziehung zu Beziehung und von Beziehungsmodell zu Beziehungsmodell hüpfen läßt.
Und zwischen drin gibt es noch die unendlich individuellen Schattierungen davon.
Unterm Strich hat dies alles nix mit Stino, Ds, SM, Homo, Bi, Fetisch, oder irgendwas zu tun.
Meint, ich nehme den Sack meiner ganz individuellen Sexualität und den ganzen Rattenschwanz, der da dran hängt einfach mit, egal in welche Form und Struktur und Begrifflichkeit ich mich jeweils neu hinein begebe. Und wenn in diesem Sack irgendwas muffelt oder verknottelt ist, dann gilt es diesen auszukippen und zu sortieren, neu zu ordnen oder wegzuschmeißen (integrieren, transformieren, was auch immer). In welcher Form von Beziehung oder bei welcher Art von Sexualität ich das dann gerade angehe, ist unterm Strich völlig unerheblich.
Da gibt es kein Besser oder Schlechter an sich. Da gibt es nur mich und mein Gepäck.
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