Arbeits- und Diskussionsblog



„Jeder Mensch hat das Recht zwischen einer Vielfalt von gleichwertigen Lebens- und Beziehungsmodellen frei und eigenverantwortlich für sich wählen zu können.
Aus dieser Wahl dürfen weder ihm noch einem anderen Menschen gravierende psychische, soziale, gesellschaftliche, wirtschaftliche oder sonstige Vor- oder Nachteile entstehen."




„Liebe braucht Magie und das Setzen von Unendlichkeit.“

 

„Frau Müller, das ist jetzt aber wirklich kitschig!“

Nöh, „Kitsch“ wäre die Übertragung eines Formats ohne Inhalt und Bezüglichkeit. Der Satz oben hat für mich jedoch einen Inhalt und eine Menge Bezüge, zum Beispiel:

Hinter einer derart durch die Medien sexualisierten Gesellschaft, wie der unsrige in den letzten Jahren, versteckt sich der Anspruch, dass Liebe (Beziehung/Partnerschaft) definiert werden könne durch die gleichen Kriterien wie Leistung und Konsum. Diese sind u.a.: Individuelle Leistungssteigerung (höher, weiter, schneller, besser) durch Disziplin und Wollen. Austauschbarkeit von Produkten bei Nichtgefallen; Preis gleich Leistung; reichhaltiges Angebot mit ständiger Verfügbarkeit; Aufwertung der eigenen Person durch das Label, unabhängig von Inhalt und Sinnhaftigkeit des Produktes; effektive Werbemaßnahmen; ständig Ausschau halten nach/ Warten auf ein noch besseres, aktuelleres Produkt; dem vermuteten Zeitgeist frönen und immer up to date sein... ....

Beziehungen funktionieren so aber nicht. Ich selbst und mein Gegenüber sind kein beliebigen Produkte, sondern jeweils die Summe von Vielfältigem -> Ich habe eine Geschichte, bin verwurzelt in meiner Kultur, habe eine einzigartige Individuation durchlaufen, spreche eine bestimmte Sprache, habe nur mir zugehörige Wahrnehmungsmuster, ein ganz bestimmtes individuelles Bild von Welt... ... All das hat mein Gegenüber auch. Dies gilt es zu entdecken, zu offenbaren, zu verstehen.
Annäherung nenne ich das – und das ist schon ein weit gestecktes Ziel.

Am Anfang lernen wir uns kennen, weil es da eine klitzekleine Schnittmenge gibt in all dem Vielfältigen, etwas, was uns uns vertraut erscheinen lässt. Nach relativ kurzer Zeit stoßen wir jedoch auf all die Bereiche, in denen wir uns unterscheiden oder nur leere Leinwand für einander sind. Die gilt es nun langsam zu füllen. Sprache ist dazu eine der vielen Möglichkeiten. Schon mal versucht ein Gespräch zu führen, ohne dass es zu Missverständnissen kommt? Da ist Geduld und Zeit notwendig, um die ganzen Stolpersteine des Sender-Empfänger-Geschwubbels zu minimieren. Manches lässt sich aber auch durch Sprache gar nicht erklären, weil es eben derselben nicht zugänglich ist. Da kommen das Verständnis, die skizzenhaften Striche auf der Leinwand des Gegenübers eher durch gemeinsame Erfahrungen und Erleben des Alltäglichen zustande. Und manches wird sich nie erklären oder skizzieren lassen, sondern bleibt im magischen Kreis von Intuition, Bauchwissen und reinem Gefühl zu Hause.

Wie soll denn so ein „Projekt“ mit den obigen Mustern von Leistung und Konsum auf den Weg gebracht werden? Nenene, dazu braucht es ganze andere Denk- und Handlungsmuster, die wir aber oft nicht gelernt oder verlernt haben. Es braucht unter anderem ein anderes Verständnis von „Zeit“, eine innere Haltung von Zeitlosigkeit, ohne ein schon am Anfang mitgedachtes Ende und ein Wohlwollen für und eine Freude über das Magische, Nichtfassbare im Anderen.

Deswegen (und aus noch vielen anderen Gründen) braucht Liebe, gelebt in Beziehung und Partnerschaft, eben auch Magie und Unendlichkeit.

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