Wenn das Leben
Kapriolen schlägt und ich mich dadurch erschlagen fühle. Wenn es mir das Herz
zerreißt, der Bauch in Zuckungen verkrampft und der Verstand ne Auszeit nimmt, weil
er eh kein Land mehr sieht und nur noch am SichSelbstZerfleischen ist, dann ja
dann, schmeiß ich mich rein in diesen Schmerz und reiß die Türen auf für all
die sonst verdrängten, verhassten, verwirrenden Gefühle. Ein kochend heißes Bad
in grenzenlosem Selbstmitleid, Weltenschmerz, Jammern, Schuldzuweisungen, Unsäglichkeiten.
Lamento pur. Rotz und Wasser kotzend ertrinke ich zusammen gerollt kreischend in
mir. Der Tod tanzt ein verführerisches Tänzchen und reicht mir anzüglich lächelnd,
den einen Ausweg versprechend, die Hand. Es ist dieser Moment, immer wieder,
dieser Moment auf Messers Schneide, wenn dies die ultimativ einzige Lösung
scheint, dem inneren und äußeren Grauen zu entfliehen, in dem ein Teil von mir
erwacht, den ich hier ja nun gar nicht vermutet hätte. Aus all dem klebrig dunklen
Morast kichert mir so unverschämt ein Stimmchen entgegen, das mich durch diese,
der Situation keineswegs angemessenen, Tonlage zwingt kurz innezuhalten. Und
schon hat es mich, verdammt, flüstert derart lachend vor sich hin, dass ich
mich konzentrieren muss: „Na denn, wenn es so ist, dann ist es doch eh egal. Oder?
Auf die paar Minuten kommt es jetzt doch auch nicht an. Er wird schon noch
warten können, der olle Trickser. Irgendwann bekommt er schon sein Tänzchen mit
dir. Geht kein Weg dran vorbei. Aber jetzt, hier, da könnten wir es uns doch
leisten einfach mal ganz und gar ehrlich miteinander zu sein. Oder? Wenn es dir
eh egal ist, das mit dem Leben und so, dann will ich dich nackt und bloß sehen.
Keine Spielereien mehr, keine Masken, kein BravSein, kein JaAber, kein ich
WürdeKönnteSollteMüsste Rumgehampel mehr. Zeig dich. Schamlos. Ohne Blenderei. Schau
dich an. Jetzt!“ Beim ersten zaghaften Blick in meine verquollenen Augen, auf
den sabbernden Mund und die knallrote Nase huscht der Verstand mit einem arroganten
„Na, Dramaqueen“ wieder ins Zimmer und stolpert über mein gefauchtes „Halt nur
die Klappe!“ Dieses Bild bringt mich zum Lachen. Immer wieder. Dann beginnt das
Aufräumen und Zusammensetzen meines zerfetzten Selbst.
Kein Spaziergang. Niemals. Es nutzt auch nichts, dass ich
den Ablauf hinterher wieder erkenne. Es ist jedes Mal aufs Neue neu und
unbekannt. Schmerzhaft, auslaugend, qualvoll … reinigend, aufbauend.
Ja, ich begleite Menschen auch auf so einem Weg. Weil ich
keine Angst vor ihm habe, auch wenn ihr Weg vielleicht ganz andere Merkmale
aufweist als meiner. Ich bin da und bring mein Lachen mit. Wir verlaufen uns nicht. Versprochen.
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