Auch in dem Diskurs um das "Innere Kind" habe
ich Bauchschmerzen bei dem Begriff "tyrannisches Kind". Da ist eine
Wertung drin, die ich so nicht teilen mag. (Mal abgesehen von dem ganzen
Rattenschwanz der "Schwarzen Pädagogik", deren Wurzeln u.a. in der Setzung
der Tyrannei des Kleinkindes" wurzelt.) Kinder haben, wie alle Menschen
viele Seiten, Schattierungen. Und die dürfen sie auch haben. Wir alle dürfen
die haben. Es gibt da keine "guten" oder "schlechten"
Seiten. Nur der jeweilige Umgang damit (von uns selbst oder von anderen) und
die Konsequenzen daraus sind hemmend, fördernd, traumatisierend, Ressourcen
orientiert, etc. Das Innere Kind darf in meiner Welt einfach Kind sein. Denn genau
dies wurde ihm viel zu oft verweigert.
Warum sollte ich mit dem Inneren Kind anders umgehen als
mit Kindern überhaupt? Meine Werte, Vorstellungen, Haltungen gegenüber Kindern
hören beim Inneren Kind nicht auf. Dies gilt auch für meine Grenzsetzungen. Auch
dem Inneren Kind erlaube ich mir ihm mitzuteilen, dass es Bereiche gibt, in denen
es nichts zu suchen hat, weil es die Bereiche von Erwachsenen sind. Diese
Grenzen setze ich und sie sind nicht verhandelbar. Einfach.
Ansonsten darf das Innere Kind, genauso wie alle anderen Kinder
auch, in seinen Gefühlen schwelgen. In all seinen Gefühlen. Und genauso darf es
mit der Zeit lernen (und das will es, ganz von sich aus, davon bin ich
überzeugt) seine Affekte selbst zu regulieren. Ich schaffe ihm Raum und Zeit und Zärtlichkeit dafür. Bin Vorbild und Begleiterin. Mehr nicht. Aber auch nicht weniger.
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