Das ist gar nicht so einfach mit dem „STOP“ sagen. Erstmal
müsstest du ja die eigenen Grenzen kennen und ein sicheres Gespür dafür entwickeln,
wie es sich anfühlt, wenn diese überschritten werden. Dann müsstest du diesem Gefühl
auch noch vertrauen können und über Wissen und Handlungsmuster verfügen, wie du
die eigenen Grenzen schützt.
Die schlechte Nachricht: Gelernt hat das kaum jemand von
uns.
Die gute Nachricht: Jeder kann das lernen, in jedem Alter.
Es ist nie zu spät dafür.
Hilfreiche erste Fragen:
-
Kenne ich meine Grenzen? In welchen Bereichen
meines Lebens bin ich mir da unsicher?
-
Was ist die Quintessenz der jeweiligen Grenze?
Für was steht sie allereigentlich? Was soll sie schützen?
-
In welchen Situationen neige ich dazu meine Grenzen
ohne Widerstände fallen zu lassen?
-
Was passiert genau und wie in den Momenten, wenn
ich meine Grenze klar setze oder sie aufgebe? Wie geht es mir dann jeweils
damit?
-
Was geschieht, wenn ich in diesem oder jenem
realaktuellen Fall eine klare konkrete Grenze setze? Welche Erfahrungen habe
ich damit bisher gemacht? Was erwarte ich jetzt? Was macht mir Angst? Was hilft
mir?
-
Bin ich ehrlich zu mir selbst?
Zielsetzungen könnten sein:
-
Die eigenen Grenzen besser zu erkennen, ihre
Funktionen zu verstehen und kritisch zu hinterfragen
-
Die Überschreitung durch sich selbst und andere
frühzeitiger zu erkennen
-
Sich vielfältigere und flexiblere Handlungsmuster
anzueignen, um Grenzverletzungen rechtzeitig verhindern bzw. eindämmen zu
können.
Das hört sich alles sehr pauschal an. Doch wie immer in
solchen Arbeitsprozessen ist das eben eine sehr individuelle Geschichte und
auch der Lernprozess und die Hilfsmittel dazu müssen ganz speziell und
einzigartig gestaltet werden. Wir schleppen so viele unsinnige Grenzen seit der
Kindheit mit uns herum, haben so viele schmerzliche Grenzverletzungen erlebt, wissen
manchmal gar nicht mehr, wo unsere wirklichen Grenzen sind und haben uns in all
den Grenzgebieten heillos verlaufen. Da geht nix wirklich Nachhaltiges mehr mit
Pauschalisierungen und über einen Kamm scheren. Da muss die Analyse- und Werkzeugkiste
einfach verdammt groß und vielfältig sein.
Das erste „STOP“ wäre also ein „STOP! Ich möchte jetzt innehalten,
eine Auszeit nehmen und mir das ganze GrenzenGedöns im Innen und Außen in Ruhe
anschauen.“
Feiner erster Schritt!
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