Arbeits- und Diskussionsblog



„Jeder Mensch hat das Recht zwischen einer Vielfalt von gleichwertigen Lebens- und Beziehungsmodellen frei und eigenverantwortlich für sich wählen zu können.
Aus dieser Wahl dürfen weder ihm noch einem anderen Menschen gravierende psychische, soziale, gesellschaftliche, wirtschaftliche oder sonstige Vor- oder Nachteile entstehen."




Du tust etwas, weil du es für absolut richtig hältst. Sagen wir, du weigerst dich Schnittblumen zu verschenken. Du findest das einfach nicht richtig. Warum auch immer. Dein Nachbar findet es aber richtig und verschenkt sie zu jedem Anlass. Auf einmal finden das alle im Dorf toll, verschenken Schnittblumen zu allen möglichen und unmöglichen Ereignissen. Du findest das für dich immer noch nicht richtig und machst einfach nicht mit. Die anderen Dorfbewohner machen aber jetzt daraus eine Frage der Zusammengehörigkeit und du merkst, dass du auf einmal schief angesehen und gemieden wirst. Das gefällt dir nicht. Also fängst auch du an Schnittblumen mitzubringen und großzügig zu verschenken.

So, warum hast du das jetzt gemacht? Du hast es nicht gemacht, weil du es richtig findest Schnittblumen zu verschenken. Du hast es gemacht, weil du im Dorf nicht ausgegrenzt sein wolltest. Du wolltest dazu gehören. Das heißt, du machst etwas, was du schlichtweg nicht für richtig findest aus einem Grunde, der außerhalb von deiner richtig oder falsch Überzeugung liegt. Und das machst du nicht nur bei den Schnittblumen, sondern auch beim Haare färben, bei der Kleiderwahl, beim Freunde aussuchen, oder bei sonst irgendwas.

Irgendwann in deinem Leben stellst du vielleicht fest, dass du nicht mehr gut einschlafen kannst, dass du immer wieder Magenproblem hast, dass dein Blutdruck steigt und du auf einmal allergisch gegen deine alten Hauskatzen bist. Oder du wirst immer trauriger, aggressiver, unruhiger, fühlst dich gehetzt, dir ist alles zu viel, und, oder, und… und weißt eigentlich überhaupt nicht so richtig warum. Kannst keinen Finger auf irgendwas Konkretes legen. Deine Ärzte, und du hast nicht wenige aufgesucht in letzter Zeit, finden auch nichts Konkretes und verweisen dich immer wieder an andere Fachkollegen.

So eine banale Geschichte denkst du jetzt bestimmt. Das ist doch sonnenklar.

Ach ja? Glaub mir, die Sache mit den Blümchen hat schon viel früher angefangen und ist nur ein willkürlich gesetztes Beispiel unter tausend anderen möglichen. Es ist meistens gar nicht so einfach zu verstehen, wo der Faden seinen Anfang genommen hat. Wo hast du das erste Mal etwas getan um gemocht, geliebt, beachtet zu werden, obwohl dieses Tun all deinem damaligen inneren Wissen und deinen intuitiven Überzeugungen von Richtig und Falsch widersprochen hat? Wo bist du eingebrochen? Wo hast du dich selbst verloren? Für ein bisschen Liebe, Zärtlichkeit, Aufmerksamkeit und für Fürsorge, obwohl dir dies doch alles so selbstverständlich bedingungslos hätte gewährt werden müssen?

Da versteckt sich eine Menge an verborgenem Schmerz, unvermuteter Scham, nicht beachtetem Leiden, verquerten Schuldzuweisungen. Und alle haben Macht über dich. Bis heute.

Psychosomatik – gar nicht so einfach es tiefgehend selbst zu durchschauen, wenn der Körper spricht und die Seele und der Verstand sich aber in jahrelanger Kleinstarbeit verschweigend und verdrängend umeinander verheddert haben.

Was hilft? Manchmal jemand, die/der sowohl dem Körper, als auch der Seele und dem Verstand Zeit und Raum schenkt und allen aufmerksam zuhört und dich, zumindest am Anfang, beim Einsortieren begleitet. Jemand, die/der dich dabei unterstützt wieder eine gemeinsame Sprache und ein sensibles Ohr für die drei in dir selbst zu finden. Kein FünfMinutenDing, aber auch keine jahrelange Arbeit.

Du musst nur den ersten Schritt tun. 

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