Du tust etwas, weil du es für absolut richtig hältst.
Sagen wir, du weigerst dich Schnittblumen zu verschenken. Du findest das
einfach nicht richtig. Warum auch immer. Dein Nachbar findet es aber richtig
und verschenkt sie zu jedem Anlass. Auf einmal finden das alle im Dorf toll,
verschenken Schnittblumen zu allen möglichen und unmöglichen Ereignissen. Du
findest das für dich immer noch nicht richtig und machst einfach nicht mit. Die
anderen Dorfbewohner machen aber jetzt daraus eine Frage der Zusammengehörigkeit
und du merkst, dass du auf einmal schief angesehen und gemieden wirst. Das
gefällt dir nicht. Also fängst auch du an Schnittblumen mitzubringen und
großzügig zu verschenken.
So, warum hast du das jetzt gemacht? Du hast es nicht
gemacht, weil du es richtig findest Schnittblumen zu verschenken. Du hast es
gemacht, weil du im Dorf nicht ausgegrenzt sein wolltest. Du wolltest dazu
gehören. Das heißt, du machst etwas, was du schlichtweg nicht für richtig
findest aus einem Grunde, der außerhalb von deiner richtig oder falsch
Überzeugung liegt. Und das machst du nicht nur bei den Schnittblumen, sondern
auch beim Haare färben, bei der Kleiderwahl, beim Freunde aussuchen, oder bei
sonst irgendwas.
Irgendwann in deinem Leben stellst du vielleicht fest,
dass du nicht mehr gut einschlafen kannst, dass du immer wieder Magenproblem
hast, dass dein Blutdruck steigt und du auf einmal allergisch gegen deine alten
Hauskatzen bist. Oder du wirst immer trauriger, aggressiver, unruhiger, fühlst
dich gehetzt, dir ist alles zu viel, und, oder, und… und weißt eigentlich
überhaupt nicht so richtig warum. Kannst keinen Finger auf irgendwas Konkretes
legen. Deine Ärzte, und du hast nicht wenige aufgesucht in letzter Zeit, finden
auch nichts Konkretes und verweisen dich immer wieder an andere Fachkollegen.
So eine banale Geschichte denkst du jetzt bestimmt. Das
ist doch sonnenklar.
Ach ja? Glaub mir, die Sache mit den Blümchen hat schon
viel früher angefangen und ist nur ein willkürlich gesetztes Beispiel unter
tausend anderen möglichen. Es ist meistens gar nicht so einfach zu verstehen,
wo der Faden seinen Anfang genommen hat. Wo hast du das erste Mal etwas getan
um gemocht, geliebt, beachtet zu werden, obwohl dieses Tun all deinem damaligen
inneren Wissen und deinen intuitiven Überzeugungen von Richtig und Falsch
widersprochen hat? Wo bist du eingebrochen? Wo hast du dich selbst verloren?
Für ein bisschen Liebe, Zärtlichkeit, Aufmerksamkeit und für Fürsorge, obwohl
dir dies doch alles so selbstverständlich bedingungslos hätte gewährt werden
müssen?
Da versteckt sich eine Menge an verborgenem Schmerz,
unvermuteter Scham, nicht beachtetem Leiden, verquerten Schuldzuweisungen. Und
alle haben Macht über dich. Bis heute.
Psychosomatik – gar nicht so einfach es tiefgehend selbst
zu durchschauen, wenn der Körper spricht und die Seele und der Verstand sich
aber in jahrelanger Kleinstarbeit verschweigend und verdrängend umeinander
verheddert haben.
Was hilft? Manchmal jemand, die/der sowohl dem Körper,
als auch der Seele und dem Verstand Zeit und Raum schenkt und allen aufmerksam
zuhört und dich, zumindest am Anfang, beim Einsortieren begleitet. Jemand,
die/der dich dabei unterstützt wieder eine gemeinsame Sprache und ein sensibles
Ohr für die drei in dir selbst zu finden. Kein FünfMinutenDing, aber auch keine
jahrelange Arbeit.
Du musst nur den ersten Schritt tun.
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