Arbeits- und Diskussionsblog



„Jeder Mensch hat das Recht zwischen einer Vielfalt von gleichwertigen Lebens- und Beziehungsmodellen frei und eigenverantwortlich für sich wählen zu können.
Aus dieser Wahl dürfen weder ihm noch einem anderen Menschen gravierende psychische, soziale, gesellschaftliche, wirtschaftliche oder sonstige Vor- oder Nachteile entstehen."




Aufgrund ihrer ganz persönlichen Entwicklung haben Menschen ganz verschiedene innere Koordinatensysteme in Bezug auf Nähe und Distanz. Was dem einen schon die Luft abdrückt, macht dem anderen noch wohlige Gefühle; was der einen eine lustvolle Befriedigung verschafft, erstickt das Autonomiegefühl der anderen. Wo bei dem einen Freiheit beginnt, fängt für den anderen schon Abhängigkeit an.

In Beziehungen zu anderen Menschen, seien es die Eltern, die Geschwister, Freunde, Bekannte, Beziehungspartner, tarieren wir deshalb immer wieder und wieder aufs Neue aus, wo für uns die jeweiligen Grenzen des Erträglichen und Akzeptablen im Spiel von Nähe und Distanz sind. Das ist gut und richtig so.

Gerade in Paarbeziehungen verlieren wir uns aber auch manchmal in diesem Spiel um die innere und äußere Balance. Sei es aus einem überschäumenden Liebesgefühl, sei es später aus vorgeblich pragmatischen Gründen. Sei es, weil unser Inneres Kind mit seinen Sehnsüchten das Ruder übernimmt oder sei es, weil wir uns in unseren widersprüchlichen Glaubenssätzen verheddert haben.

Gründe gibt es unendlich viele und in ganz unterschiedlichen Vermischungen, die Konsequenzen sind jedoch fast immer die gleichen:

Aus wohliger Nähe wird Abhängigkeit, die Autonomie der eigenen Persönlichkeit löst sich auf und wird überrollt von irrationalen Sehnsüchten und zermürbenden Verlustängsten. Grenzen werden nicht mehr erkannt und schon gar nicht mehr gesetzt und eingehalten.
Aus stärkender und bereichernder Distanz wird Flucht, Abschottung, Verweigerung und Abweisung.
Die Kommunikationsmuster verändern sich, Sprachlosigkeit und (Ver)Schweigen halten Einzug in die Beziehung.

Wenn man selbst mitten drin steckt, ist es oft nicht einfach, manchmal gar unmöglich, diesen Prozess mit seinen vielfältigen Mechanismen zu durchschauen. Einzel- und vor allem Paartherapie machen in solchen Momenten meiner Erfahrung nach wirklich Sinn.

Fragt mich einfach, ich begleite gerne. 


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